Geschichte

Geschichte des Gartens

 

Archäologische Grabungen an der bronzezeitlichen Feuerstelle

 

Bereits in der Bronzezeit vor 4000 Jahren siedelten sich Menschen in Petzow an. Wir haben durch archäologische Grabungen einen ihrer heiligen Plätze im Garten finden können. Über sehr lange Zeit diente das heutige Gartengelände dann dem Ackerbau. An verschiedenen Stellen des Gartens konnten wir Reste von Palisaden und Häusern nachweisen. 

Anfang des 19. Jahrhunderts, nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon, begann Karl Friedrich August Kaehne den Bau des „Petzower Ensembles“. Schloss, Kirche, Dorf, Park und Schlossgarten entstanden mit Hilfe der Architekten Schinkel, Stüler und Lenné: zu seiner Zeit ein aufsehenerregendes, progressives und sehr mutiges Unterfangen. Als Teil des Projektes und auch hier nach englischem Vorbild wurde ein Walled Garden angelegt – absolut im Zeitgeist der Epoche. Pläne des Gartens gibt es nicht mehr. Es ist lediglich bekannt, dass es damals ein Obstgarten war, der die Bewohner des Schlosses und die Bediensteten versorgen sollte. Für seine Bewirtschaftung konnten die umfangreichen Nebengebäude, Ställe und Werkstätten des Schlosses benutzt werden.

 

1946 enteignete die sowjetische Militäradministration die Familie von Kaehne und teilte den Schlossgarten in zahlreiche Parzellen auf. Sie wurden zunächst Dorfbewohnern und Flüchtlingen überlassen, um ihnen über die schweren Jahre nach dem Krieg hinwegzuhelfen. Später mussten die Parzellen in eine Gartenproduktionsgenossenschaft (GPG) eingebracht werden. Diese produzierte über lange Jahre Gemüse und verwendete dabei mit Plastikfolien bespannte Gewächshäuser.

1961 zerstörte ein Brand die historischen Scheunen, Werkstätten und andere Nebengebäude des Schlosses bis auf die Grundmauern. Einen Ersatz dieser Wirtschaftsgebäude oder gar den Wiederaufbau hat es bis heute nicht gegeben.

Nach der Wende verfielen die Reste des Nutzgartens und es setzte eine massive Verwahrlosung und „Vermüllung“ ein. Erst Klaus Kosakowski beendete ab etwa 2005 den beklagenswerten Niedergang.

Das Hafertor mit Turm und Scheune vor 1961

 
 

Karl Friedrich August Kaehne (1775–1857)

Das überwucherte Hafertor im Jahr 2012

Das Bienenhaus im Bau, Sommer 2017

 

In einem langwierigen, mühseligen Prozess konnten nach und nach alle Teilstücke angekauft und die ursprüngliche Gestalt des Schlossgartens wiederhergestellt werden. Klaus Kosakowski ließ die Grundstücke von Müll, Schrott und großen Mengen Plastikfolie reinigen. Bis heute kamen dabei rund 900.000 kg zusammen. Zugleich erhielt das Gelände einen Zaun, um erneutes Müllabladen zu verhindern. Alles geschah allein in Privatinitiative. Hilfen, Fördermittel, Subventionen hat es nicht gegeben.

Der erste Entwurf eines Gartenplans, verfasst von der Gartenarchitektin Gabriella Pape, brachte die historischen Baureste, den Wildwuchs der 1990er Jahre mit den Wünschen und Ideen zur Gestaltung der Brachflächen in einen Zusammenhang. Das gesteckte Ziel hieß, die Schönheit des Ortes, seine Magie, das Märchenhafte mit der Moderne zu verbinden. Zusammen mit der Stadt Werder konnte dann ein Bebauungsplan entwickelt werden, um am Ende den Garten auch für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Von den festgelegten vier Gebäuden für die Bewirtschaftung des Geländes sind inzwischen zwei Häuser genehmigt und gebaut worden. Zwei weitere Gebäude stehen noch aus.

Es ist dem großen Sachverstand, der Kreativität und der Liebe zum Detail der Gartenplanerin Sabine Dirks zu verdanken, dass schon jetzt ein harmonisches, ästhetisches, märchenhaftes und gleichzeitig zeitgenössisches Gartenbild die Besucher begeistert. Dabei mehr als tatkräftig unterstützt wurde sie durch ihren Sohn Jan Dirks, der mit der Leitung des Schlossgartens betraut ist.

Die beiden Wirtschaftsgebäude, die die Besucher empfangen, und das Bienenhaus fügen sich auf wunderbare Weise in die Gartenidee ein und sorgen im Schlossgarten für weitere Glanzpunkte. Entwurf und Bau verdanken wir den Architekten Henriette und Carl-Georg Lütcke.

Man darf sehr gespannt sein, wie die beiden noch ausstehenden Gebäude den Schlossgarten Petzow bereichern werden. Für die Bewirtschaftung sind sie dringend notwendig und für die Qualität der Anlage werden sie gewiss eine weitere Steigerung.